
Elisabeth, frisch approbierte Zahnärztin, hat Anfang 2025 eine ganz besondere Famulatur in der Dominikanischen Republik absolviert. Dies ist ihr persönlicher Bericht – über improvisierte Behandlungen, herzliche Begegnungen und das große Potenzial zahnärztlicher Hilfe im Ausland.
Nach dem Abschluss meines Zahnmedizinstudiums Ende 2024 war für mich klar, dass ich vor dem Einstieg ins Berufsleben noch einmal die Möglichkeit nutzen wollte, eine Famulatur im Ausland zu machen – um hilfsbedürftigen Menschen zu helfen und wertvolle Erfahrungen zu sammeln.
Auf der Suche nach einem passenden Ort stieß ich auf die Organisation DIANO e.V., die zahnärztliche Hilfe in verschiedenen Regionen der Dominikanischen Republik organisiert. Die Kontaktaufnahme verlief unkompliziert, und schon bald stand mein Einsatzzeitraum fest.
Mit Hilfe von DIANO wurde auch mein Flug organisiert – inklusive eines zusätzlichen 20-kg-Gepäckstücks für Spendenmaterialien. Ich kontaktierte verschiedene Dentalfirmen und erhielt von Altmann Dental viele Materialien, die vor Ort besonders gebraucht wurden. Dazu zählten unter anderem Dinge wie Desinfektionsmittel, Komposit, Kältespray und vor allem GIZ, da man oft unter viel schwierigeren Bedingungen Füllungen legen musste, als wir es von der Uni gewohnt waren.
Altmann Dental hat sich mit einer sehr wertvollen Spende an diesem Projekt beteiligt und die Arbeit vor Ort so erst möglich gemacht. Ebenso danke ich VOCO, die uns mit Material unterstützt haben.
Dafür wollen wir an dieser Stelle ein großes Dankeschön aussprechen.
Pedernales – Erste Station an der haitianischen Grenze
Ende Februar ging es endlich los nach Puerto Plata. Ich wurde vor Ort von herzlichen Menschen und – im Kontrast zum kalten Deutschland – sehr tropischem Wetter empfangen.
Meine erste Station war Pedernales, eine abgelegene Region im Südwesten des Landes, direkt an der haitianischen Grenze. Hier engagiert sich Pastor Eliezer mit beeindruckender Hingabe für Kinder – vor allem für haitianische Geflüchtete, viele davon ohne feste Unterkunft oder familiäre Strukturen.
Das Erdgeschoss seines Hauses dient als sicherer Rückzugsort für die Kinder: ein Ort zum Spielen, Lernen, Kindsein. Jeden Vormittag kümmert er sich um sie, unterrichtet Englisch und sorgt für eine warme Mahlzeit am Mittag.
Gemeinsam mit ihm entwickelten wir ein kleines Konzept zur Gesundheitsaufklärung und täglichen Mundhygiene. Morgens begleitete ich die Kinder beim Zähneputzen und vermittelte ihnen grundlegende Zahnpflegepraktiken. Schnell zeigte sich, wie groß der Bedarf ist – viele der Kinder hatten bereits in sehr jungem Alter gravierende Zahnprobleme. Manche Kinder hatten zum ersten Mal in ihrem Leben eine Zahnbürste in der Hand.
Pastor Eliezer führte mich außerdem zu einer kleinen Klinik, in der perspektivisch zahnärztlich gearbeitet werden könnte. Noch ist dort keinerlei Infrastruktur vorhanden – aber das Engagement vor Ort ist enorm. Ich war die erste Famulantin in Pedernales, und ich wünsche mir sehr, dass bald weitere folgen und so eine zahnärztliche Grundversorgung in dieser Region etabliert werden kann.
Nach der Arbeit erwarteten einen hier atemberaubende Strände, da dieser Teil der Insel touristisch noch absolut gar nicht erschlossen ist. Man darf also keinen Luxus erwarten, da dementsprechend die Unterkünfte hier rar sind – und man zum Beispiel mit kalten Duschen leben muss, was bei den Temperaturen aber eher eine willkommene Erfrischung ist. :)
Las Galeras – Aufklärung & Behandlungen im Kirchengelände
Von dort ging es für mich weiter nach Las Galeras. Dort begleiten Pastor Saman und Naomi ein Projekt zur Einrichtung eines Behandlungsraums direkt auf dem Kirchengelände.
Wir arbeiteten dort zu fünft – ich traf mich mit anderen Famulantinnen aus München. Ein zahnärztlicher Behandlungsstuhl und ein Röntgengerät waren bereits vorhanden, aber noch nicht funktionstüchtig.
Wir nutzten unseren Aufenthalt, um in Schulen Unterricht zur Mundhygiene zu geben – mehr als 100 Kinder nahmen teil. Wir putzten gemeinsam Zähne, erklärten ihnen die richtige Technik und verteilten Zahnbürsten und Zahnpasta.
In der Kirche selbst konnten wir außerdem einige Zahnreinigungen und Füllungstherapien mit Glasionomerzement (GIZ) durchführen. Die Patienten wurden vor allem durch Mundpropaganda akquiriert – und im Tagesverlauf kamen so viele Menschen, dass wir leider nicht alle behandeln konnten. Die Behandlungen fanden auf Plastikstühlen und mit einem Akku-betriebenen Handstück statt.
Auch hier konnten wir einen erheblichen Bedarf an Aufklärung feststellen. Aufgrund der Umstände konnten wir nur Reinigungen und einfache GIZ-Füllungen anbieten. In der Dominikanischen Republik spielt auch eine schlechte Ernährung eine zentrale Rolle – es gibt fast kein Grundnahrungsmittel, in dem kein Zucker enthalten ist.
Santiago – Teilnahme an einer internationalen Mission
Ein besonderes Erlebnis war die Teilnahme an einer medizinischen Mission der Organisation ILAC in Santiago.
Diese Missionen finden regelmäßig statt und bringen große Teams aus verschiedenen Fachrichtungen zusammen – meist aus den USA oder Kanada. In wenigen Tagen werden über 1.000 Menschen kostenlos medizinisch behandelt, die sonst keinen Zugang zu Versorgung hätten.
Die zahnmedizinische Station war vollständig ausgestattet, und ich konnte zusammen mit einer erfahrenen dominikanischen ZFA, Irian, arbeiten. Dank des professionellen Triage-Systems wurden gezielt Patient:innen mit akuten Beschwerden zu uns geschickt. Die Atmosphäre war sehr offen, kollegial und international – Unterkunft und eine sehr leckere Verpflegung wurden gestellt.
Montellano – Arbeiten in einer Vorzeige-Klinik
Meine letzte Station war Montellano, wo ich in der „Amigitos“-Klinik arbeiten durfte – ein echtes Vorzeigeprojekt.
Die Praxis liegt auf dem Gelände einer durch Spenden finanzierten Schule und ist hervorragend ausgestattet: zwei Behandlungseinheiten, eine davon vollelektrisch, sowie ein Röntgengerät.
Die Organisation durch Steve, den Projektleiter, und Dr. Gerd, einen pensionierten deutschen Zahnarzt, war super. Die Arbeitsweise war hier sehr strukturiert – alle Patient:innen wurden im Vorfeld terminiert, was eine ruhige und effiziente Arbeit ermöglichte.
Unterstützung erhielten wir außerdem durch zwei einheimische Helfer, Martin und Marcos, die sich um Anamnese, Instrumentenaufbereitung und allgemeine Organisation kümmerten. Die warme Mahlzeit am Mittag und die herzliche Atmosphäre machten diese Zeit besonders angenehm.
Zwischen den Einsätzen – Land & Leute erleben
Zwischen den Einsätzen blieb mir immer wieder die Gelegenheit, das Land kennenzulernen. Besonders die Küstenstraße im Süden – mit Zwischenstopps in Baní oder an abgelegenen Stränden – war landschaftlich atemberaubend.
Wer sich für eine Famulatur in der Dominikanischen Republik entscheidet, dem kann ich nur empfehlen, ein Auto zu mieten. Es gibt günstige Möglichkeiten in Sosua (z. B. OK Motors). Der Verkehr ist sehr wild, und Regeln scheint es keine zu geben – aber man gewöhnt sich schnell daran, und mit einer defensiven Fahrweise funktioniert es gut.
Fazit – Fachlich & menschlich eine prägende Erfahrung
Meine Zeit in der Dominikanischen Republik hat mich nicht nur fachlich, sondern auch menschlich enorm bereichert und geprägt.
Ich konnte verschiedene Versorgungsstrukturen erleben – von improvisierten Einsätzen bis hin zu professionell durchgeführten Missionen – und dabei wertvolle Einblicke in das Gesundheitssystem eines anderen Landes gewinnen.
Besonders berührt hat mich das Engagement der lokalen Projektleiter:innen. Menschen wie Pastor Eliezer, Naomi, Carmen oder Steve tragen diese Projekte mit Herz und Hingabe – und verdienen jede Unterstützung, die sie bekommen können.
Ich bin sehr dankbar, dass ich Teil dieser Arbeit sein durfte – und hoffe, dass viele weitere Famulant:innen ihren Weg in dieses wunderschöne, aber vielerorts noch unterversorgte Land finden.
Ein herzliches Dankeschön
Danke an alle, die dieses Projekt unterstützt haben:
🦷 Altmann Dental (unser Mutterhaus)
🦷 VOCO
🦷 dentalkiosk.de
Ihr habt diese Famulatur möglich gemacht. 💙
Du planst eine Famulatur oder hast Fragen?
Melde Dich einfach bei uns unter hallo@dentalkiosk.de!